Ein kommunistisches Museum

Heut war ich im Museum in Laos‘ Hauptstadt. Was einfach klingt, war tatsächlich eine Herausforderung, welche mich mehrere Tage in Anspruch nahm!

Das Nationalmuseum liegt etwa 5 km ausserhalb der Innenstadt; ich ging also mit dem Velo dorthin (d.h. mit einem schlecht gepumpten Eingänger bei 35 Grad). Nun war dort ein Schild, dass das Museum neu sei und noch eingerichtet werden muss. Im Internet fand ich die Adresse des alten Museums, sowie die der „Laotischen Widerstandsarmee“. Beide waren wiederum nicht gerade in der Stadtmitte - und beide waren geschlossen (es gäbe ja bald ein neues Museum). Immerhin lernte ich die Stadt gut kennen!

Heute nun also hatte ich Glück, mit dem Kaysone Phomvihane Museum. Dieser Herr war ein laotischer Widerstandskämper, ein kommunistischer Genosse und Ministerpräsident. Und ja, sie haben ihm zu Ehren ein wirklich grosses Museum errichtet.

Das Museum mit Statue des Nanmensgebers

Der grosse Parkplatz war leer, der Pförtner meinte aber, dass das Museum offen sei und wollte meinen Pass sehen. Erstaunlicherweise tat es die ID auch, von der er alle Daten von Hand in eine Art riesiges Schulheft übertrug. Nun durfte ich zum Museum schreiten.

Ich war der einzige Besucher. Bei einem Angestellten konnte ich das Ticket kaufen (für Fr. 0.60), der nächste füllte von Hand auf laotisch eine Quittung aus. Ein dritter (der Direktor?) begrüsste mich persönlich, fragte aus welchem Land ich käme und gab mir eine Übersicht der jüngeren laotischen Geschichte. Leider durfte man im Museum nicht fotografieren, immerhin erlaubt er mir, die Statue im Treppenhaus abzubilden.

Diese Statue darf man fotografieren - in der Ausstellung hat es noch mehrere davon

In der Ausstellung selber ist Fotografieren nicht erlaubt 

Die Ausstellung beginnt chronologisch mit einem knappen Dutzend Gesteinsbrocken und Werkzeugen aus der Bronzezeit. Dann springt es aber gleich zur Geburt des Namengebers des Museums und folgt mit vielen Bildern und Exponaten seinem Leben. Der Personenkult geht so weit, dass sie in einer Vitrinie lebensgross das Geburtszimmer nachgebaut haben! Dann folgen mehrere Vitrinen mit sämtlichen Schulbüchern, später dann Artefakte aus seiner Zeit in Vietnam (Brille, Pfeife), Geschenke (Schal, Kaffeetasse) und in einer weiteren Riesenvitrine sein Auto. Der Abschluss bildet eine Art Expo, mit modernen Erzeugnissen aus Laos wie Medikamenten, Kaffee und natürlich Beer Lao. Allerdings ist dieser Moment der Moderne in der Schweiz schon lange vorbei....

Zwischendurch hängen hunderte Schwarzweissfotos in Goldrahmen. Die Beschriftung ist auf einem schlecht klebendem Etikett angebracht und sagt meist nicht viel aus (z.B. „Französische Kolonialisten“, ohne Ort und Datum).

Solche und noch pompösererStatuen finden sich auch im Museumsinneren  

Das Museum wirkt merkwürdig: Grösstenteils ist es so belanglos und amateurhaft wie eine sehr schlechte Primarschulausstellung. Dann aber hat es Skulpturen von typisch kommunistischen Motiven, wie laotischen Arbeitern und kitschigen Gemälden von satten Reisfeldern, fröhlichen Menschen und modernster Technologie. Diese wirken in der Tat pompös. Das liegt vielleicht auch  am Bau, der auch von innen durchaus überzeugt und beeindruckt.

Etwas ungewohnt war für mich, dass in jedem Raum ein Aufseher war - ich war also der einzige Besucher aber mit wohl über 20 Angestellten in der selben Ausstellung! Diese hatten aber trotz mir nicht viel zu tun, die meisten hörten mit Kopfhörer Musik, spielten mit dem Smartphone oder schliefen. Einer lag dazu quer auf den Besucherbänken und schnarchte laut...

Die Bedeutung des Präsidenten wurde mir durch die Ausstellung nicht wirklich klar, es fehlt eine Übersicht, eine Zusammenfassung. Somit bleibt es ein Sammelsurium von Gegenständen, Fotos und Briefen welche Laos und den Kommunismus in einem guten Licht darstellen möchten - aber auf mich  eher rückständig wirkten. Der Museumsbersuch war für mich historisch gesehen aber sehr interessant!


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